Hier soll das Prinzip der vollständigen Brutentnahme, auch komplette oder totale Brutentnahme genannt, Schritt für Schritt erklärt werden. Es stellt eine Variante der Sommerbehandlung gegen die Varroamilbe dar – die alternative Behandlung mit Ameisensäure durch Verdunstung entfällt dann. Gleichzeitig dient diese Vorgehensweise der vollständigen Erneuerung des Wabenbaus eines Bienenvolkes. Der anerkannte Bienenfachmann Dr. Liebig bezeichnet dieses Verfahren in abgewandelter Form auch als “Teilen und Behandeln”.

Idealer Zeitpunkt für diese Maßnahme ist ca. 1-2 Wochen vor der letzten Honigernte im Sommer, jedoch keinesfalls nach dem 15. Juli. Somit wirkt sich das Ausbleiben von frisch schlüpfenden Bienen durch die vollständige Brutentnahme nicht nachteilig auf den Honigertrag aus. In starken Spättrachtgebieten ist diese Methode weniger geeignet.

  1. Obere und untere Brutraumzarge sowie der Honigraum werden abgenommen.
  2.  Auf den verbliebenen Beutenboden wird eine leere Zarge aufgesetzt. In diese kommt zentral eine einzige Brutwabe mit jüngster, unverdeckelter Brut, idealerweise Drohnenbrut, als Varroa-Fangwabe. Keinesfalls verdeckelte Brutwaben verwenden! Weiter hinzu kommen alle hellen, gut ausgebauten, ggf. mit Pollen und Futter gefüllten Waben.
  3. Von allen übrigen, alten und dunklen Brut- und Futterwaben aus den beiden alten Brutraumzargen werden nun nahezu vollständig alle Bienen (ca. 75%) inkl. der Königin in diese eine neue Brutraumzarge geschüttelt bzw. abgefegt.
  4. Diese neue Brutraumzarge anschließend mit hellen Leerwaben oder Mittelwänden auffüllen und den abgenommenen Honigraum über Absperrgitter wieder aufsetzen.
  5. Nach 7-10 Tagen die einzelne Varroa-Fangwabe entnehmen und durch eine Mittelwand ersetzen.

Die eingehängten Mittelwände werden bei guter Tracht rasch ausgebaut. Durch die weitestgehend vollständige Entnahme der Brutwaben wird das Wabenwerk intensiv erneuert. Nach Abernten des Sommerhonigs wird das Absperrgitter entfernt und der leere Honigraum wird zur zweiten Brutzarge.

 

Die entnommenen, nahezu bienenfreien alten und dunklen Brutwaben können gemeinsam in einer Art zweizargigen Sammelbrutableger aus mehreren Bienenvölkern vereinigt werden. Ggf. einige Bienen von den Honigwaben zugeben, um eine ausreichende Brutpflege zu gewährleisten. Auf eine ausreichende Versorgung des Sammelbrutablegers mit Futter- und Pollenvorrat achten. Auf ein Ausbrechen von überzähligen Nachschaffungszellen kann zu dieser Jahreszeit verzichtet werden – ein Abschwärmen ist nach der Sommersonnenwende eher unwahrscheinlich. Idealerweise ist die Brut dieses Sammelbrutablegers nach 21 Tagen ausgelaufen und eine neu nachgeschaffene Königin geschlüpft.  Nun, nach 21 Tagen und im brutfreien Zustand, können die Bienen mit Milchsäure gegen Varroa behandelt werden und die alten Brutwaben dieses Ablegers werden komplett gegen helle Waben oder Mittelwände ausgetauscht, bevor die neue Jungkönigin mit der Eiablage beginnt.